Karteinhof

Latsch 2021

Sanierung des denkmalgeschützten Karteinhof aus dem 14. Jahrhundert.

Der ehemalige Kartheinhof befindet sich im Zentrum von Latsch und hat einen das Ortsbild prägenden Charakter. Der dazugehörige und ehemals westlich anschließende Stadel wurde vor Jahren in ein Kondominium umgebaut.

Das denkmalgeschützte Gebäude geht im Kern auf das Mittelalter und das 14. Jahrhundert zurück. Das Gebäude wurde Anfang des 16. Jahrhunderts und dann in der Spätrenaissance des frühen 17. Jahrhunderts umgebaut und erweitert, als unter anderem die Stuben neu ausgestattet wurden. Zusätzlich wurde ein interner Backofen angelegt. Auch im 18., 19. und 20. Jahrhundert kam es wieder zu kleineren baulichen Erweiterungen.

Die Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes ist für alle Beteiligten eine große Herausforderung an sich – aber auch eine sehr schöne Aufgabe, sowohl für die Bauherrn als auch für den Planer. Der Umgang mit der denkmalgeschützten historischen Bausubstanz, die Kommunikation mit dem Denkmalamt und das gleichzeitige Eingehen auf die Wünsche der Bauherren ist nicht immer einfach. Der Planungs- und Bauprozess erfordert Kompromissbereitschaft, Einfühlungsvermögen und einen respektvollen Umgang mit dem Bestand, aber auch Mut für Neues. Manchmal muss Gewohntes überdacht und anders gedacht werden, um zu einem einzigartigen und individuellen Ergebnis zu kommen. Beim Kartheinhof entstanden dadurch ganz spezielle und einzigartige Räume mit unverwechselbarer Persönlichkeit und Charme.

Die historischen Stuben, Gewölbe, Steinmauern, Holzbalken usw. haben ehrwürdigen Charakter und vermitteln ein Gefühl der Vertrautheit und Geborgenheit und somit ein einmaliges Wohngefühl.

Projekt

Das Grundprinzip war die Restaurierung und Sanierung des Wohngebäudes mit Erhaltung seines ortsbildprägenden Baukörpers und dessen baubestimmenden Elementen. Es waren zwei Wohneinheiten vorhanden, welche saniert und flexibel an die heutigen Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner angepasst wurden, wobei keine grundlegenden baulichen Veränderungen am Gebäude vorgenommen wurden. Durch die respektvolle Sanierung konnte dieses architektonische Juwel wieder revitalisiert und bewohnbar gemacht werden.

Viele Maßnahmen waren dazu nötig, hier ein kurzer Überblick:

  • Statische Strukturen wie z.B. die Decken, Dach und Gewölbe mussten statisch gesichert werden
  • Historische Putze wurden größtmöglich erhalten, auch die Außenfassaden mit Fassadenmalerei an der Südseite wurden restauriert.
  • Die Außenmauern wurden, wo möglich, mit einem speziellen Innendämmputz versehen.
  • neue Einbauten wie z.B. die Treppen wurden in Leichtbauweise ausgeführt, um die historische Struktur nicht zusätzlich zu belasten und eine leicht ablesbare Unterscheidung zur historischen Bausubstanz zu schaffen.
  • Heizsystem Fernheizung, alle Räume wurden mit Boden- und teilweise Wandheizung ausgeführt. Kamine wurden saniert und Holzöfen errichtet.
  • Historische Ausstattung wie z.B. bauzeitliche Türen, Fußböden und die drei Stuben wurden fachgerecht restauriert. Neue Fußböden wurden aus lokalen Materialien wie Naturstein, Holzböden und Terrazzo ausgeführt.
  • Fenster: Bauzeitliche Fenster wurden, wenn möglich, fachgerecht restauriert.

Bei der Raumeinteilung und Einrichtung wurde darauf Wert gelegt, dass die historische Bausubstanz größtmöglich erhalten blieb aber auch gleichzeitig die Bedürfnisse der Bauherren nach Funktionalität und Behaglichkeit befriedigt werden konnten. Nach dem Grundsatz Altes bleibt Alt und Neues wird neu gemacht, wurden historische Bauteile restauriert und dazu neue „moderne“ Bauelemente z.B. in Stahl und Holz dazu kombiniert – so kann eine ablesbare Unterscheidung zur historischen Bausubstanz geschaffen werden. Dieser Grundsatz gilt auch für die Möblierungen – neue Möbel wie z.B. Küche und Kleiderschränke wurden als Kontrast in weißen Hochglanzfronten ausgeführt. Auch die Innentreppe wurde in Stahlbau neu errichtet – leicht, luftig und lichtdurchlässig.

Großen Wert wurde auch auf die Nutzung des Außenraums gelegt. So konnte an der Südseite des Gebäudes – in Verbindung mit der Küche – eine großzügige Terrasse in Stahlbauweise realisiert werden. Von hier aus gelangt man über ein paar Treppenstufen auch in den Garten.

Alles wurde bis ins Detail auf Maß geplant und angefertigt.

Mehrwert

Sanierungen von historischen Gebäuden erzeugen einen großen Mehrwert, denn die Gebäude sind einzigartig, haben Geschichte und sind Teil unseres kulturellen Erbes. Diese Bauwerke stehen für Dauerhaftigkeit, Zeitlosigkeit und Stabilität und damit in klarem Kontrast zum permanenten Wandel, zur kontinuierlichen Beschleunigung in unserer modernen Welt. Sie geben unseren Dörfern ein unverwechselbares Gesicht und schaffen Identität und damit Heimat und Vertrautheit.

Aber auch der Nachhaltigkeitsgedanke ist bei der Erhaltung historischer Gebäude ein wichtiger Aspekt. Die meisten historischen Gebäude bestehen schon seit über vielen hundert Jahren. Sie sind langlebig, nachnutzbar, sanierbar, bestehen aus dauerhaften Materialien und Konstruktionen und verursachen keinen neuen Bodenverbrauch. Dadurch haben sie bereits enorme Mengen an CO­­2­ eingespart und sparen dies auch in Zukunft weiter ein.

Klimahaus

Prinzipiell ist es sehr schwierig ein denkmalgeschütztes Gebäude in einen relativ hohen Klimahausstandard zu bringen.

Durch die Dämmungen des Daches, der Kellerdecke sowie der Innendämmung der Außenmauern konnte trotz der strengen Auflagen das Gebäude im Klimahausstandard C zertifiziert werden.

 

Fotos: Renè Riller